Pressebericht: Krisenfeste Wurst

Wie gehen die Unternehmen im Landkreis Gießen mit der aktuellen Corona-Situation um und wie wirkt sie sich auf das Arbeiten aus?

Redakteur Jonas Wissner von der Gießener Allgemeine Zeitung hat sich bei uns erkundigt und einen Bericht dazu veröffentlicht:

Für Wirtschaftshilfen gibt es bei der Heinrich Stumpf GmbH in Großen-Buseck keinen Anlass. Man sei zurzeit systemrelevant, das Geschäft laufe gut, teilt die Firma mit – und formuliert eine Bitte an die Politik.

Auch die Lebensmittelbranche ist zurzeit in einer nicht ganz einfachen Lage: Trotz Abstandsregeln im Zuge der Corona-Krise soll die Versorgung weiter gesichert werden. Bei der Heinrich Stumpf GmbH in Buseck mit rund 100 Mitarbeitern, wo Wurstwaren hergestellt werden, galten ohnehin schon hohe Hygienestandards, wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilt: »Dazu gehört beispielsweise das Arbeiten mit Mundschutz, regelmäßige Desinfektion, der Durchgang durch Hygieneschleusen vor Eintritt in die Produktion.« Nun habe man auch getrennte Pausen für die unterschiedlichen Produktionsabteilungen eingeführt.

In der Verwaltung seien zusätzliche Maßnahmen ergriffen worden, um die Mitarbeiter auch dort vor einer Infektion zu schützen. »So wurden zum Beispiel Besprechungsräume zu gut funktionierenden Büros umgerüstet, um die zuvor mit mehreren Mitarbeitern besetzten Büros zu lichten und den vorgeschriebenen Mindestabstand einhalten zu können. Wir verzichten auf gemeinsame Teambesprechungen, sondern lassen diese per Telefon oder multimedial stattfinden«, äußert sich die Busecker Firma. Um verschiedene Teams räumlich zu trennen und die Büroauslastung zu verringern, werde in Teilbereichen der Verwaltung nun zeitweise auch im Home-Office gearbeitet.

Aktuell sei der Nachschub für die Produktion gewährleistet. Man stehe regelmäßig mit Lieferanten in Kontakt und betrachte »täglich die Situation und Entwicklung der Märkte, da wir Rohstoffe zum Teil aus Asien und anderen betroffenen Ländern importieren«.
Auch bei der Heinrich Stumpf GmbH wurden nun »Kunden-oder Lieferantenbesuche auf das Notwendigste reduziert beziehungsweise erfolgen multimedial«. Das Betriebsgelände könne ausschließlich nach vorheriger Anmeldung betreten werden. »Wir treten den aktuellen Entwicklungen offen gegenüber und sind uns sicher, auch bei sich verändernden Situationen gut vorbereitet zu sein«, gibt sich das Unternehmen optimistisch.

„Zum aktuellen Zeitpunkt gibt uns die gute Auftragslage keinen Grund zur Einführung der Kurzarbeit.“

Gerade zurzeit komme dem Betrieb eine sehr zentrale Rolle zu: »Als lebensmittelproduzierendes Unternehmen sind wir in Krisensituationen wie der Corona-Pandemie zur Aufrechterhaltung der Grundversorgung der Bevölkerung systemrelevant und arbeiten täglich intensiv daran, den Produktionsbetrieb so normal wie möglich aufrecht zu erhalten, um den Lebensmitteleinzelhandel und Discounter mit unserer Ware zu versorgen.«

Beim Absatz der Produkte scheint es derzeit keine Probleme zu geben: Man sei »Hersteller innovativer Wurstwaren«, die sich »einer ganzjährig hohen Nachfrage mit steigender Tendenz« erfreuten. Allerdings ist das Unternehmen von der Absage von Handelsmessen betroffen, wo man auch neue Produkte mit Blick auf die inzwischen ebenfalls abgesagte Fußball-EM präsentieren wollte.

Man sieht momentan keinen Anlass, vom Staat in Aussicht gestellte Hilfen zu beantragen, äußert sich das Unternehmen weiter: »Zum aktuellen Zeitpunkt gibt uns die gute Auftragslage keinen Grund zur Einführung der Kurzarbeit oder gar der Beantragung der KfW-Kredite.« Wenn der Staat »etwas für die Mitarbeiter tun wolle«, könne er »zum Beispiel auf die Lohnsteuer verzichten. Das wäre echte Unterstützung, die direkt bei unseren Mitarbeitern ankäme«.

Dass es zurzeit für den Betrieb gut läuft, erklärt sich die Unternehmensspitze auch mit langfristigen Entscheidungen, die sich bewährt hätten: »In diesen Zeiten sind wir sehr froh darüber,dass wir uns vor einigen Jahren für ein schlankes Sortiment und für hohe Spezialisierung im Bereich innovativer Wurstwaren entschieden haben. Die damalige Entscheidung zeigt uns in dieser außergewöhnlichen Krisenzeit, dass wir mit der bewussten Entwicklung des Unternehmens richtig lagen.«
Eine Garantie dafür,dass die Firma solide durch die Krise kommt, ist das freilich nicht: Für die nahe Zukunft ist die Situation nicht zu definieren – es kommt auf die generelle Entwicklung der kommenden Wochen an.«

Der Bericht der Ausgabe vom 04.04.2020 kann >>hier<< aufgerufen werden.